Verantwortung in der Lieferkette

Die Schaeffler Gruppe steht für eine integre Unternehmensführung, die den dynamischen Anforderungen der Automobilindustrie über eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Interesse der gerecht wird. Dabei spielt auch die nachhaltige Beschaffung eine zentrale Rolle. Das Unternehmen legt großen Wert darauf, wirtschaftlichen Erfolg mit verantwortungsvollem Handeln gegenüber Umwelt, Mensch und Gesellschaft zu verbinden.

Die Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Kriterien entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die Schonung von Ressourcen sind fester Bestandteil der Unternehmensleitlinien der Schaeffler Gruppe und gelten sowohl für das Unternehmen als auch für seine Lieferanten.

Die Schaeffler Gruppe bezog im Geschäftsjahr 2017 von etwa 34.000 Lieferanten aus rund 80 Ländern Waren und Dienstleistungen. Das Einkaufsvolumen konzentrierte sich dabei im Wesentlichen auf die Regionen Europa (63,8 %) und Americas (16,2 %). Auf die Regionen Greater China und Asien/Pazifik entfielen 13,6 % bzw. 6,4 %.

Verantwortungsbewusstes Management der eigenen Lieferkette bedeutet für die Schaeffler Gruppe, das Bewusstsein der Dienstleister und Lieferanten für gestellte Anforderungen und Erwartungen beispielsweise über offene und konstruktive Stakeholder-Dialoge zu stärken. Dies gilt sowohl für die qualitativ hochwertige und effiziente Zusammenarbeit wie auch für die Einhaltung von umwelt- und sozialbezogenen Pflichten und Normen. Außerdem stellen nationale Gesetzgeber immer höhere Ansprüche an eine verantwortungsvolle Beschaffung. So fordert der britische Modern Slavery Act () von Unternehmen, Konzepte und Maßnahmen zur Verhinderung moderner Sklavenarbeit in ihrer Lieferkette aufzuzeigen.

Die beschriebenen Umsetzungen bei Schaeffler und seinen Lieferanten sind Teil des Beitrags zur Erfüllung von 8 „Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle“. Besonders die Umsetzung von nachhaltigkeitsbezogenen Überprüfungen von potenziellen Lieferanten zeigt die fortwährende Ausrichtung hin zu einer transparenten und nachhaltigen Wertschöpfungskette auf. Mit Maßnahmen wie dem Premium Supplier Circle und dem Premium Supplier Day werden analog zu SDG 17 „Umsetzungsmittel und globale Partnerschaft stärken“ nachhaltige, langfristige Geschäftspartnerschaften gefestigt und somit wird die Basis für eine gemeinsame, positive wirtschaftliche Entwicklung gelegt. Zudem ist Schaeffler im Rahmen einer Initiative des Verbands der Automobilindustrie (VDA) daran beteiligt, einen branchenbezogenen Ansatz für ein nachhaltiges Lieferantenmanagement zu entwickeln. Der Arbeitskreis „Nachhaltigkeit in der Lieferkette“, der sich aus Nachhaltigkeitsexperten von Herstellern und Zulieferern zusammensetzt, hat bereits 2016 unter Einbindung des European Business Network for Corporate Social Responsibility die VDA-Leitlinien und die VDA-Empfehlung für eine standardisierte Nachhaltigkeits-Selbstauskunft entwickelt. Der Arbeitskreis erarbeitet zurzeit eine weitere VDA-Empfehlung sowie eine Leitlinie für ein standardisiertes Nachhaltigkeitsaudit-Protokoll. Hierzu finden regelmäßige Workshops bezüglich der Festlegung und Erarbeitung eines branchenbezogenen Nachhaltigkeitsfragebogens statt.

Nachhaltiges Lieferantenmanagement

Um im Einkauf zu etablieren, ist es notwendig, dass die Partner den Selbstverpflichtungen der Schaeffler Gruppe folgen. Im Lieferantenkodex der Schaeffler Gruppe sind Mindestanforderungen an Lieferanten bspw. zu Achtung der Menschenrechte, Verhaltensweisen zu Umwelt, Sicherheit und Gesundheit sowie den Umgang mit datenschutzrechtlichen Informationen formuliert. Der Lieferantenkodex der Schaeffler Gruppe basiert auf den Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen () und den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (). Verstöße gegen Grundsätze, Leitlinien und Anforderungen des werden als wesentliche Vertragsverletzung durch den verursachenden Lieferanten betrachtet und führen zu einem Eskalationsprozess, der in einem Geschäftsausschluss münden kann. Die Kenntnisnahme des SCoC ist Vertragsbestandteil von neuen Lieferantenbeziehungen. Ab 2018 ist es vorgesehen, den SCoC auch von bestehenden Produktionsmittellieferanten nachträglich schriftlich anerkennen zu lassen.

Lieferantenmanagement bei Schaeffler

 

 

2017

 

2016

 

Prozentuale Veränderung

1)

Im Jahr 2017 beantragt; die restlichen Vorgänge befinden sich in der Beurteilung.

Einkaufsvolumen, gesamt (Mio. EUR)

 

8.691

 

8.103

 

7,3

Einkaufsvolumen Europa (Mio. EUR)

 

5.548

 

5.260

 

5,5

Einkaufsvolumen Americas (Mio. EUR)

 

1.405

 

1.373

 

2,4

Einkaufsvolumen Greater China (Mio. EUR)

 

1.179

 

905

 

30,3

Einkaufsvolumen Asien/Pazifik (Mio. EUR)

 

559

 

566

 

-1,2

Lieferanten, für die Initial Assessments umgesetzt wurden (Anzahl)1)

 

157

 

114

 

37,7

vollständig abgeschlossen (Anzahl)

 

13

 

11

 

18,2

mit offenen Maßnahmen akzeptiert (Anzahl)

 

27

 

-

 

-

vollständig ausgeschlossen (Anzahl)

 

11

 

5

 

120,0

Prüfung neuer Lieferanten durch Initial Assessments

157

Initial Assessments wurden im Jahr 2017 für neue Lieferanten umgesetzt.

Die Schaeffler Gruppe prüft potenzielle neue Produktionsmateriallieferanten vor einer Integration in ihr Lieferantenportfolio auf die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards. Neue Geschäftspartner, die bei dem sogenannten Initial Assessment (ehemals Potenzialanalyse) zu den Themen Umwelt, Gesundheit und Arbeitssicherheit () nicht die verlangten Mindeststandards erfüllen, fallen aus dem Auswahlprozess heraus oder bedürfen einer gesonderten Freigabe.

Das Initial Assessment findet vor Ort am Fertigungsstandort des Lieferanten statt. Kann bspw. durch den Lieferanten nicht bestätigt werden, dass Belastungen von Wasser, Luft und Boden angemessen verhindert werden, führt dies zu einem Stopp im Freigabeprozess.

Transparenz in der Materialherkunft

Die Schaeffler Gruppe pflegt einen verantwortungsvollen Umgang mit der Verwendung von Rohstoffen wie Zinn, Wolfram, Tantal oder Gold, deren Gewinnung in einigen Ländern zur Finanzierung von kriegerischen Auseinandersetzungen und Menschenrechtsverletzungen beiträgt. Die Schaeffler Gruppe hat bereits im Jahr 2013 einen Monitoring-Prozess für die Lieferkette aufgesetzt und stellt anfragenden Unternehmen Informationen zur Materialherkunft zur Verfügung. Die Schaeffler Gruppe nutzt die „Reasonable Country of Origin Inquiries“ () als Vorgehensweise, um sicherzustellen, aus welchen Regionen die Sub-Tier-Lieferanten die Komponenten mit kritischen Rohstoffen beziehen sowie um ggf. gezielt Maßnahmen in der Lieferkette einleiten zu können. Damit kommt die Schaeffler Gruppe den Anforderungen an die Lieferkette, die sich aus den „-Leitsätzen für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten“ ergeben, entgegen.

„Premium Supplier“ als bevorzugte Innovationspartner

Im Zuge der turnusmäßigen Lieferantenbewertung beurteilen Schaeffler und Continental im Rahmen ihrer Einkaufskooperation strategische Lieferanten in einem strengen Auswahlverfahren. Kernfaktoren für den sehr detaillierten Auswahlprozess sind eine positive Risikobewertung, ein positiver Vertragsstatus bei kommerziellen und qualitätsrelevanten Verträgen, Global Footprint, die Registrierung auf der gemeinsamen Einkaufsplattform SupplyOn, der Status der Qualitätszertifikate ( bzw. ) oder die Auditergebnisqualität VDA 6.3 und die Erwartung, „Best in Class“ bezüglich Qualitäts- und Logistikleistung zu sein. Anbieter, die alle Anforderungen erfüllen, wurden in den „Premium Supplier Circle“ aufgenommen. Premium Supplier sind bevorzugte Partner, mit denen Schaeffler überdurchschnittlich gemeinsam wachsen will und die Technologieführerschaft anstreben, z. B. über Innovationen in der Digitalisierung. Dazu gehören die frühe Einbindung in Strategien und Entwicklungen sowie eine aktive Zusammenarbeit bei der Kostenanalyse und im Produktdesign.

6

neue Lieferanten wurden im Jahr 2017 in den „Premium Supplier Circle“ aufgenommen.

Im Jahr 2017 wurden sechs neue Lieferanten in den „Premium Supplier Circle“ aufgenommen, dem Lieferanten angehören, die die besonders anspruchsvollen Anforderungen der Automobilindustrie bestmöglich erfüllen. Gemeinsam mit Continental richtet Schaeffler regelmäßig einen „Premium Supplier Day“ aus, um die langjährige Zusammenarbeit mit Lieferanten zu vertiefen und zu intensivieren. In diesem Rahmen wurden die neu aufgenommenen Premium Supplier bekannt gegeben. Insgesamt wurden 32 Lieferanten aus neun Ländern eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Schaeffler und Continental planen mit den Premium-Lieferanten eine noch engere Partnerschaft – u. a. in den Bereichen Entwicklung und Digitalisierung – mit dem Ziel, den gemeinsamen Geschäftserfolg noch weiter zu beschleunigen.

Stakeholder
Anspruchsgruppen.
MSA
Modern Slavery Act; britische Gesetzgebung zur Berichtspflicht bezüglich der Vermeidung von Menschenhandel und Zwangsarbeit in der Lieferkette.
SDGs
Sustainable Development Goals; 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN), die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bedeutet, natürliche Ressourcen unter Berücksichtigung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen zu nutzen, ohne die Interessen künftiger Generationen zu missachten.
UNGC
United Nations Global Compact; mit etwa 13.000 Unternehmen und Organisationen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft in 170 Ländern die weltweit größte Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Auf der Grundlage von zehn universellen Prinzipien wird eine inklusive und nachhaltige Weltwirtschaft zum Nutzen aller Menschen, Gemeinschaften und Märkte verfolgt.
ILO
International Labour Organization; eine Organisation der Vereinten Nationen, die sich mit der Formulierung internationaler Arbeits- und Sozialstandards befasst.
SCoC
Supplier Code of Conduct = Lieferantenkodex.
EHS
Environment, Health and Safety = Umwelt-, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit.
RCOI
Reasonable Country of Origin Inquiries; Ursprungslandprüfungen von verwendeten Rohstoffen bzw. Mineralien, um zu vermeiden, dass die Gewinnung dieser Rohstoffe zur Finanzierung von kriegerischen Auseinandersetzungen beiträgt.
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development; internationale Organisation mit 35 Mitgliedstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen.
ISO TS 16949:2009
Wurde am 01. Oktober 2016 durch die IATF 16949 abgelöst.
IATF 16949
Weltweit gültige Norm für Qualitätsmanagementsysteme von Unternehmen der Automobilindustrie.